Die Ortsgeschichte
Die Ortschaft Holtensen gehört seit dem 1.1.1970 zur Gemeinde Wennigsen (Deister) im Landkreis Hannover. Der Ort liegt etwa 15 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Hannover und etwa 4 Kilometer südöstlich des Hauptortes Wennigsen mit seinen Verwaltungs-, Schul- und Versorgungseinrichtungen. Holtensen liegt eingebettet im Naturraum 'Calenberger Lößbörde' zwischen Deister, Süllberg und dem Vörier Berg.
Die fruchtbare Lößbörde gehört als Altsiedelland zu den am frühesten besiedelten deutschen Landschaften. Es ist daher davon auszugehen, dass eine feste Siedlung im Bereich der Holtenser Ortslage bereits in der sächsischen Siedlungsperiode zwischen 500 und 800 n. Chr. bestand. Urkundlich erstmals erwähnt wird das Dorf Holtensen im Jahre 1226 als 'Holthusen', was etwa als 'Behausung an oder im Holze' (Wald) übersetzt werden kann. Grundherren zu dieser Zeit waren die Edelherren Konrad und Dietrich von Spole.
Die Ortsgründung erfolgte in einer typischen bevorzugten Siedlungslage, nämlich geschützt am Fuße des Vörier Berges und am Rande der Bachniederung auf überschwemmungsfreiem Gelände. Dieser Siedlungsort gewährleistete neben trockenen Bauplätzen auch hofnahe Grünlandflächen entlang des Gewässerlaufes. Die ersten Hofstellen dürften am westlichen Rand der Talaue entstanden sein. Auf dieser Bachseite erfolgte auch der Bau einer Kirche, die bereits 1120 erstmals in Urkunden erwähnt wird.
Einen gewissen Bedeutungszuwachs erlangte Holtensen im Jahre 1329, als die hiesige Kirche als Pfarrkirche auch für die umliegenden Dörfer Evestorf, Bredenbeck, Wennigerode und Sattendorpe eingerichtet wurde. Diese Bedeutung als Kirchdorf trug sicher dazu bei, dass sich in der spätmittelalterlichen Wüstungsphase (ca. 1350 bis 1550) viele Bewohner der beiden wüst gefallenen Orte Wennigerode und Sattendorpe hier niederließen.
Die ältesten Siedlungen in Holtensen (um 14./15. Jh)
Die fünf ältesten Höfe Holtensens (a-e) lagen westlich des Baches um den Kirchhügel herum oder an der Grenze des ackerbaren Bodens zur Bachniederung. Aus dem wohl in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wüstgefallenen Dorf Wenningrode, das im Osten Holtensens lag, siedelten sich Bauern östlich des Kerndorfes Holtensen an. Die beiden späteren Meierhöfe (f und g) besaßen bis zur Verkoppelung weiterhin ihr Land in demjenigen Teil der früheren Gemarkung Wenningrodes, der zu Holtensen geschlagen wurde (Hauptmeyer, C.-H., 1983).
Ehestiftung eines Holtenser Meierhofes 1796
Der Witwer Hans Cord Borchers heiratete in zweiter Ehe Maria Dorthea Wildhagen aus Langreder. Borchers selbst war durch seine vorangegangene Ehe auf den Bähreschen Vollmeierhof in Holtensen gelangt, in die seine erste Frau eingeheiratet hatte. da aus der ersten Ehe seiner verstorbenen Frau zwei Kinder vorhanden waren und die neue Braut 150 Taler, ein Pferd, eine Kuh, ein Rind, zwei Schweine, einen kleineren Wagen, ein Ehrenkleid, ein breites Bett, Bett- und Tischwäsche usw. in die Ehe einbrachte, mußte eine solche komplizierte Eheabsprache wie diese - samt der späteren Altenteilversorgung - in einem der üblichen Eheverträge festgehalten werden (Hauptmeyer, C.-H., 1983).
Text der Urkunde:
Kund und zu wissen sey hiermit, daß am heutigen Tage, zwischen dem Witwer
Hans Cord Borchers aus Holtensen an einem - und Marien Dorotheen
Wildhagen aus Langreder, als Braut am anderen Theile, mit Einwilligung
der beiderseitigen Eltern und den nächsten Anverwandten auch als für
die aus des Bräutigams verstorbenen Ehefrauen ersten Ehe mit weil. Vollmeyer
Johann Hinrich Bähren vorhandenen beiden Kinder gerichtlich bestellten
Vormundes Johann Friedrich Staats, eine Christliche nächstens durch Priesterliche
Copulation zu vollziehende Ehe verabredet, und dabey in Ansehnung der zeitlichen
Güther nachstehendes bis aus Guths herrliche Genehmigung und gerichtliche
Bestätigung, wohlbedächtlich festgesetzet und beschlossen worden.
1.
Heyrathet die Braut zu den Bräutigam auf seinen in Holtensen belegenen
Vollmeyerhof. (Hauptmeyer, C.H., 1983)
Meierbrief eines Holtenser Vollmeierhofes 1762
Die Äbtissin des Klosters Wennigsen bemeiert als Grundherrin durch ihren Klosteramtmann den Bauern Christoph Hinrich Bähre mit einem Meierhof in Holtensen. Solche Meierbriefe liegen vereinzelt schon seit dem 16. Jahrhundert vor. Im 18. Jahrhundert wurden sie oft gedruckt, so dass die genaue Angabe der in den Zelgen verteilten kleinen Äcker, die Hofübergabegebühr (Weinkauf) und die jährliche Pacht (Meierzins) nur eingetragen zu werden brauchten. Der einmalige Weinkauf betrug bei Bähre 9 Reichstaler und 12 Mariengroschen; der jährliche Meierzins je 4 Malter und 4 Himten Roggen, Gerste und Hafer. Dazu kamen 7 Hühner, 5 Stiegen Eier, 4 Groschen und 4 Pfennig Hofzins sowie 3 Diensttage. Die Landesherrschaft verlangte zusätzliche Steuern, Arbeiten und Spanndiensttage pro Woche (Hauptmeyer, C.-H., 1983).
Ausweisung einer Anbauerstelle in Holtensen 1837
Der Vollmeier Christian Bähre aus Holtensen (am Vörier Berg) gibt von seinem Garten 36 Quadratruten (knapp 800 qm) an den Schmied Ludwig Werner (heute: H.J. Wende). Dieser darf auf dem Gelände ein Haus errichten, muß aber jährlich zu Ostern 6 Taler zu den Lasten des Meierhofes beisteuern. Durch die Schaffung solcher Anbauerstellen im 19. Jahrhundert verdichtete sich die Bevölkerung in den Dörfern (Hauptmeyer, C.-H., 1983).
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Gemeinschaft der Holtenser